BIOS-Update-Knigge

BIOS-Updates sind auf modernen Motherboards dank Flash-ROM kein großes Problem mehr. Dennoch sollte man vor dem Update einige Spielregeln beachten, damit es hinterher kein böses Erwachen gibt. Geht beim Flashen nämlich etwas in die Hose, bleibt der Rechner beim Booten mit schwarzem Bildschirm stehen. Eine zweite Chance, das BIOS mit dieser Maschine neu zu laden, gibt es in der Regel nicht mehr. Nur einige wenige Motherboards besitzen nämlich eine sogenannte BIOS-Recovery-Funktion.

Die erste Frage, die man sich vor einem Update - und das gilt eigentlich nicht nur für BIOS-Updates - stellen sollte, ist, ob es denn überhaupt nötig ist. Für Versionsnummern-Junkies mag die höhere Nummer allein Begründung genug für ein Update sein. Vernünftige Menschen ändern aber nur dann Treiber oder BIOS, wenn eine konkrete Fehlfunktion vorliegt, die sich eventuell durch ein Update beheben läßt.

Safety first

Ein weiterer guter Grund für einen Versionswechsel sind neue Funktionen der eingespielten Software. Etwa wenn das neue BIOS jetzt auch IDE-Festplatten mit mehr als 2 GByte unterstützt und eine solche in den PC eingebaut werden soll, oder wenn die neuen Grafiktreiber DirektX unterstützen, ist ein Update gerechtfertigt. Neue Software birgt nämlich immer das Risiko neuer, überraschender Fehler. Welche Fehler ein neues BIOS beseitigt, oder welche neuen Features ein Treiber bietet, findet man oft in den zugehörigen Readme-Dateien. Allerdings sind dort oft nicht alle beseitigten Bugs aufgelistet.

Hat man sich für ein BIOS-Update entschieden, so sollte man zunächst das alte BIOS sichern. Das ist mit fast allen Flash-Programmen möglich. Um im Notfall auch wirklich auf die alte Version zurückgreifen zu können, erfolgt die Sicherung am besten auf Diskette. Diese sollte noch mindestens Platz für 128 KByte bieten, denn so groß ist heute ein typisches PC-BIOS.

Vor dem eigentlichen Update empfiehlt sich noch ein Blick in das Board-Manual. Einige Platinen besitzen einen Flash-Enable-Jumper, der verhindern soll, daß das BIOS versehentlich gelöscht wird. Manchmal schützt dieser Jumper allerdings auch nur den Boot-Block. Ob dieser für die neue BIOS-Version ebenfalls erneuert werden muß oder nicht, erfährt man in der jedem BIOS beigelegten Readme-Datei. Gelegentlich gibt es noch einen zweiten Jumper, der die Programmierspannung des Flash-Bausteins bestimmt. Üblich sind hier heute fast ausschließlich fünf Volt, es gibt aber auch ältere Boards, auf denen noch 12-Volt-Flash-Chips Dienst tun. Im Zweifelsfall hilft ein Blick in die Tabelle.

Sind alle Jumper korrekt gesteckt, kann das eigentliche Update vonstatten gehen. Dazu bootet man den Rechner von einer nackten DOS-Diskette, auf der sich keine Speichermanager oder ähnliches befinden. Am einfachsten löscht man die Config.sys auf der Diskette und sorgt dafür, daß in der Autoexec.bat lediglich der Tastaturtreiber (Keyb gr) geladen wird. In einer DOS-Box, egal ob unter NT, OS/2, Windows oder W95, sollte man unter keinen Umständen ein BIOS-Upgrade durchführen.

Je nachdem, ob man ein AMI-, AWARD- oder Phoenix-BIOS updaten will, muß man dazu ein Flash-Programm des betreffenden Herstellers verwenden. In der Regel liegen diese dem BIOS-Update oder als Service-Diskette dem Motherboard bei. Es versteht sich von selbst, daß man das neue BIOS vor dem Flashen entpackt, so es sich um eine ZIP- oder ARC-Datei handelt. Alle gängigen BIOS-Update-Programme arbeiten ausschließlich mit binären, unkodierten Dateien. Wann immer also das File mit dem neuen BIOS kleiner als 131 072 Byte ist, sollten die Alarmglocken läuten. Ein gepacktes BIOS ist nun mal nicht lauffähig, und eine zweite Flash-Change hat man beim Update wie eingangs erwähnt nicht.

Nach dem Update sollte man zunächst prüfen, ob das Flash-Programm einen Fehler gemeldet hat. Wenn ja, ist höchste Vorsicht geboten. Der Rechner darf jetzt unter keinen Umständen ausgeschaltet oder neu gestartet werden. Statt dessen sollte man den Flash-Vorgang, ohne das Programm zu verlassen, wiederholen. Klappt auch dies nicht, so hat man vermutlich vergessen, den Flash-Jumper auf `Enable´ zu setzen, oder die Programierspannung stimmt nicht. In dieser Situation ist es ausnahmsweise mal erforderlich, die entsprechenden Jumper bei laufendem Betrieb umzusetzen. Danach kann der Flash-Vorgang erneut gestartet werden. Klappt´s auch jetzt nicht, ist guter Rat im wahrsten Sinne des Wortes teuer - doch dazu später mehr.

Hat das Update geklappt, sollte man zunächst das BIOS-Setup-Programm aufrufen und die BIOS-Default-Werte laden. Erst nach einem weiteren Neustart lohnt es sich, den Rechner wie gewünscht zu konfigurieren. Alte Werkstatthasen werden diese Vorsichtsmaßnahme vielleicht belächeln, es gibt aber immer wieder Situationen, wo sich im CMOS-Datenbereich noch Reste alter Konfigurationen befinden, die nach einem BIOS-Update zu den seltsamsten Fehlern führen können.

Zer-Flashed

Geht das BIOS-Update daneben, und startet der Rechner anschließend nicht mehr, so kann man nur hoffen, ein Board mit Recovery-Modus zu besitzen. In diesem Falle aktiviert man einfach den Recovery-Modus per Jumper und legt die BIOS-Upgrade-Diskette ein. Der PC sollte dann neu starten und das BIOS automatisch von Diskette laden. Danach schaltet man den Rechner aus, desaktiviert den Rettungsmodus und schaltet den Rechner wieder ein.

Ohne Recovery-Modus hilft nur noch ein externer Flash-Prommer. Mit diesem Gerät kann man dann das ausgebaute BIOS neu programmieren. Wessen BIOS-Chip fest eingelötet ist, oder wer keinen Zugang zu einem Flash-Prommer hat, dem bleibt nur der Gang zum Händler. Unser alter Trick, den Flash-Chip durch einen EPROM-Baustein zu ersetzen, klappt nur noch bei älteren Boards. Moderne Hauptplatinen speichern im Flash-Chip nämlich die Plug&Play-Daten, und die müssen bei Systemänderungen vom Board aktualisiert werden. Das klappt mit einem EPROM-Chip natürlich nicht.

Specials

Zum Schluß noch einige Anmerkungen zu Spezialfällen. Wer den Umstieg von einem BIOS-Hersteller zu einem anderen plant, sollte zunächst das Flash-Programm des Herstellers verwenden, dessen BIOS gerade auf dem Board arbeitet. Liegt ein Wechsel etwa von AMI zu AWARD an, so erfolgt das Flashen des neuen AWARD-BIOS mit dem AMI-Flash-Programm. Alle weiteren Updates des danach laufenden AWARD-BIOS können dann mit dem AWARD-Flasher erfolgen.

Ein häufiger Fehler nach einem BIOS-Update zeigt sich unter Windows 95: Der Rechner arbeitet im Prinzip einwandfrei, nur beim Beenden von Windows oder bei einem Neustart über das Windows-Menü bleibt der Rechner hängen. Ursache dafür ist ein nicht zum aktuellen BIOS passender Boot-Block. Abhilfe schafft ein erneutes Flashen des BIOS. Soweit vorhanden, sollte dazu der Menüpunkt `Advanced-Programming´ des Flash-Programms gewählt werden. Dieser erlaubt ein gezieltes Update von Boot-Block und Haupt-BIOS. Fehlt der Menüpunkt, so bleibt nur die Hoffnung, bei einem erneuten Flashen auch den Boot-Block mit zu aktualisieren. Scheitert dieser Versuch, so muß man entweder mit den Zustand leben oder den BIOS-Chip extern flashen.

Flash- und EEPROM-Typen

Typ Programmierspannung
AMD
Am28F010 12 Volt
Am28F010A 12 Volt
Am29F010 5 Volt
Atmel
AT28C010 5 Volt
AT28MC010 5 Volt
AT29C010 5 Volt
AT29LC010 5 Volt
AT29MC010 5 Volt
Catalyst
CAT28F010 12 Volt
CAT28F010I 12 Volt
CAT28F010V5 5 Volt
CAT28F010V5I 5 Volt
Fujitsu
28F010 12 Volt
Hitachi
HN28F101 12 Volt
HN29C010 12 Volt
HN29C010B 12 Volt
HN58C1000 5 Volt
HN58C1001 12 Volt
HN58V1001 12 Volt
Intel
A28F010 12 Volt
28F001BX-B 12 Volt
28F001BX-T 12 Volt
28F010 12 Volt
ISSI
28F010 12 Volt
Mitsubishi
M5M28F101FP 12 Volt
M5M28F101P 12 Volt
M5M28F101RV 12 Volt
M5M28F101VP 12 Volt
MXIC
MX28F1000 12 Volt
Oki
MSM28F101 12 Volt
Samsung
KM29C010 5 Volt
SEEQ
DQ28C010 5 Volt
DQM28C010 5 Volt
DQM28C010A 5 Volt
DQ47F010 12 Volt
DQ48F010 12 Volt
SGS-Thomson
M28F010 12 Volt
M28F1001 12 Volt
SST
28EE011 5 Volt
29EE010 5 Volt
Texas-Instruments
TMS28F010 12 Volt
TMS29F010 5 Volt
Winbond
W27F010 12 Volt
W29EE011 5 Volt
XICOR
X28C010 5 Volt
X28C010I 5 Volt
XM28C010 5 Volt
XM28C010I 5 Volt

Stand 10-19-1999 TB