Zahlenspiele und Buchstabenrätsel

Neben den Bezeichnungen für die einzelnen Kabel wie UTP-5 oder die diversen Koax-Versionen schwirren noch ganz andere Begriffe durch die Luft. Gerade im Ethernet-Bereich existieren Begriffe wie 10Base2, die sowohl die LAN-Technologie (in diesem Fall Ethernet) als auch das zugehörige Kabel bezeichnen. Ursprünglich konnte man aus den Bezeichnungen sogar die Bandbreite und die maximale Läge des Kabels beziehungsweise des Segments ersehen.

10Base5 - eine Methode, Ethernet mit einer Bandbreite von 10 MBps über ein Koaxial-Kabel zu betreiben (Thick Ethernet). Die maximale Kabellänge eines Segments beträgt dabei 500 Meter. Da bis zu vier Repeater eingesetzt werden können - zwei sogenannte Inter-Repeater-Links (IRL) sind erlaubt -, kann man das Kabel bis auf 2500 Meter ausdehnen. Aus der Bandbreite und der maximalen Kabellänge ergibt sich der Name 10Base5. Das Kabel wird an beiden Enden mit Widerständen von 50 [OMEGA] terminiert. Bis zu 100 Geräte können pro Segment an 10Base5 angeschlossen werden, wobei die Stichleitungen nicht länger als 50 Meter werden dürfen. 10Base5-Verkabelung wird heutzutage kaum noch eingesetzt, da das Kabel relativ dick und Installation wie notwendige Verbinder teuer sind und normalerweise externe Transceiver zum Anschluss der Netzwerkkarte an das Kabel benötigt werden.

10Base2 - eine Spezifikation von Koaxialkabeln für Ethernet mit einer Bandbreite von 10 MBps. Da das Kabel weitaus dünner als bei 10Base5 ist, wird es auch Thin Ethernet genannt. 10Base2 stellt heutzutage die verbreitetste Kabelart für ein Ethernet mit Bus-Topologie dar. Die maximale Kabellänge pro Segment beträgt 185 Meter, durch die möglichen Repeater ergibt sich eine Gesamtkabellänge von maximal 925 Metern. Normalerweise werden hier Netzwerkkarten mit eingebauten Transceivern und BNC-Anschlüssen benutzt. Von der Netzwerkkarte zum Kabelstrang sind keine Stichleitungen erlaubt. Über T-Stücke, die direkt an den Adaptern der Workstations angeschlossen werden, wird das Netzwerkkabel von Rechner zu Rechner geführt. Eine Nachinstallation zusätzlicher Workstations erfordert immer eine kurzzeitige Stillegung des Netzwerks, da ein Auftrennen des Strangs das Netz unterbricht. Dies gilt normalerweise auch für die beiden Enden des Kabels, da die Abnahme des Abschlusswiderstands (wie bei 10Base5 50 [OMEGA]) wie eine Unterbrechung des Kabels wirkt. Leere T-Stücke, die nicht an einer Workstation angeschlossen sind, können allerdings eingesetzt werden. Der minimale Abstand zwischen den T-Stücken beträgt dabei 0,5 Meter, am Kabel können maximal 30 Geräte angeschlossen werden.

10BaseT - ein Ethernet-Netzwerk mit UTP-Kabeln in einer Stern- oder Baum-Topologie. Normalerweise sind alle Stationen mit einem zentralen Hub verbunden, über Cross-Connects können aber auch zwei Stationen oder Hubs direkt miteinander verbunden werden. Moderne Hubs haben meist einen zusätzlichen, besonderen Port, mit dem sich Cross-Connects ohne Veränderung am Kabel selbst realisieren lassen. Der maximale Abstand von der Workstation beträgt 100 Meter. Da diese Verbindung das eigentliche Segment (das Kabel) darstellt, sind auch nur zwei Geräte pro Segment erlaubt. Als Verbinder kommen normalerweise RJ-45-Stecker (Western-Stecker) und -Dosen zum Einsatz. Der Standard ist in IEEE 802.3i festgelegt.

FOIRL - Fiber Optic Inter-Repeater Link. Eine Methode, Ethernet-Repeater für 10 MBps Bandbreite mit Glasfaserkabel zu verbinden, um die Vorteile der Glasfaser bei Störanfälligkeit und EMV zu nutzen. In der Definition von FOIRL ist nicht genau festgelegt, ob damit auch Workstations an einen Multiport-Repeater angeschlossen werden können. Normalerweise wird diese Technologie tatsächlich nur zur Verbindung eines oder mehrerer Repeater eingesetzt. Die maximale Länge der Verbindung beträgt 1 Kilometer.

10BaseFB - Synchrones Ethernet. Diese Verkabelung ermöglicht eine effizientere Kommunikation der Repeater untereinander als die normalen FOIRL-Kabel. Dadurch läßt sich die maximale Anzahl der Repeater über die grundsätzlich erlaubten vier erhöhen. 10BaseFB ist in IEEE 802.3.17 beschrieben.

10BaseFL - Im Unterschied zu FOIRL definiert 10BaseFL von vornherein den Anschluss von Workstations an einen Hub über Glasfaserkabel für ein 10-MBit-Ethernet. Die maximale Länge des Kabels beträgt 2 Kilometer, es dürfen nur zwei Geräte pro Segment angeschlossen werden (wobei wie bei 10BaseT das Segment nur aus dem Kabel zwischen Workstation und Hub gebildet wird). Die Spezifikation ist in IEEE 802.3.18 festgehalten.

10BaseFP - Ethernet mit passivem Stern. 10BaseFP ermöglicht den Anschluss mehrere Geräte über Glasfaser an einen passiven Hub, der also nur die Aufteilung der Signale auf die einzelnen Ports übernimmt. Dies ist in IEEE 802.3.16 spezifiziert.

100BaseT - allgemeine Bezeichnung für Ethernet mit 100 MBps Bandbreite. Normalerweise ist 100BaseTx gemeint, wenn man von 100BaseT spricht.  Frames und das CSMA/CD-Protokoll sind bei beiden Ethernet-Varianten identisch.

100BaseFx - Definition der IEEE für den Einsatz von 100-MBit-Ethernet über Multimode-Glasfaserkabel, wie sie bei FDDI spezifiziert sind.

100BaseT4 - eine Möglichkeit, Ethernet mit einer Bandbreite von 100 MBit über UTP-Kabel der Kategorie 3 zu betreiben. Es müssen allerdings im Unterschied zu der normalen Ethernet-Verkabelung alle Aderpaare im Kabel angeschlossen sein.

100BaseTx - 100-MBit-Ethernet über UTP-Kabel der Kategorie 5. Die Spezifikationen für Kabel und Verbinder sind identisch mit denen von FDDI auf Kupferkabel.

100VG-AnyLAN - ursprünglich als 100BaseVG bezeichnet, stellt dies eine Entwicklung von Hewlett-Packard und IBM dar, die Ethernet- und Token-Ring-Technologien für ein 100-MBit-Netzwerk vereint. Eigentlich sollte, nach den Vorstellungen der beiden Firmen, dies der offizielle Standard für ein 100-MBit-Ethernet werden, also die Spezifikation 802.3 für 100 MBit bilden. Inzwischen ist VG-AnyLAN als IEEE 802.12 standardisiert, allerdings wird es praktisch nur noch von Hewlett-Packard aktiv vermarktet.

(Quelle ct 1/97)