Die Total Costs of Ownership

Die TCO sind eines der beliebtesten Schlagworte in der Netzwerkbranche und werden von Leuten die ihnen eine Netzwerklösung verkaufen wollen begeistert benutzt. Praktisch jeder Vergleich zwischen verschiedenen Systemen spricht dem gerade bevorzugten System niedrigere TCO als allen anderen zu, und untermauert diese mit eindrucksvollen Zahlen.

Diese Zahlen sind besonders beeindruckend, weil es kein weltweit anerkanntes Verfahren gibt, um die TCO zu berechnen.

Wir wollen in diesem Abschnitt versuchen ein paar der damit zusammenhängenden Begriffe zu erläutern.

Der erste Gesichtspunkt den man bei der Entscheidung für ein Netzwerk berücksichtigen muss ist der

Investitionsschutz

Sind schon Anwendungen oder eine Infrastruktur vorhanden , die auf ein bestimmtes System angewiesen sind, dann ist es in den meisten Fällen besser beim vorhandenen System zu bleiben, oder einen kompatiblen Nachfolger zu wählen. Jede andere Entscheidung kann unter Umständen die Neuentwicklung bzw. den Neukauf von Teilen der Anwendungssoftware,  mit sich bringen.

Der nächste Punkt sind die

Anschaffungskosten von Hard- und Software

Diese umfassen Anschaffung  und Installation der Netzwerkinfrastruktur wie Verkabelung, Kopplungselemente und Netzwerkendgeräte, Anschaffung des Grundpaketes des Netzwerkbetriebssystems mit einer Minimalanzahl von Lizenzen, die notwendigen Zusatzlizenzen für die vorgesehene Anzahl Benutzer  sowie die Anschaffungskosten aller Software (und deren Zusatzlizenzen, die notwendig ist, damit ihr Netzwerk legal die Dienste anbietet, die sie brauchen.

Entscheiden sie sich z.B. für ein freies Unix-Betriebssystem dann sind die Kosten hier extrem gering, da keine Lizenzgebühren anfallen und beliebig viele Installationen gemacht werden dürfen.

Ein Netz auf der Basis von Microsoft Windows NT, Novell Netware oder einem kommerziellen UNIX-system  kostet sie neben den Anschaffungskosten von x-tausend Euro noch mehrere hundert Euro pro Arbeitsplatz bzw. Benutzer (je nach gewähltem Lizenzierungsmodell).

Ein weiterer Faktor bei Netzwerken sind die

Wartungskosten für Hard- und Software

Geräte im Netzwerk entwickeln Defekte und/oder Störungen. Diese müssen lokalisiert und (gegebenenfalls durch Austausch) behoben werden. Die stetige Funktionskontrolle und Fehlerbehebung stellt einen laufenden Kostenfaktor dar.

Auch Netzwerkbetriebssysteme sind nicht perfekt. Es werden immer wieder Fehler entdeckt, für die vom Hersteller Patches zur Verfügung gestellt werden. Da der Hersteller sie eher selten darauf hinweist, dass es eine gute Idee wäre den neusten Patch einzuspielen, haben sie zusätzlich den Aufwand das Erscheinen dieser Patches zu verfolgen und sie gegebenenfalls zu akquirieren.

Trotz dieser Patches können sie damit rechnen, das Sie mit ihrem Netzwerk früher oder später Probleme bekommen. Der Hersteller des Betriebssystems ist in der Regel gerne bereit ihnen zu helfen. Dies tut er entweder wenn sie für mehrer tausend Euro einen Supportvertrag mit ihm anschließen, der sie dann eine Zeitlang berechtigt den Hersteller zu ihren Problemen zu befragen, oder in der Art einers Call-by-Call-Supports. Das Call-by-Call ist hier meistens wörtlich zu nehmen. Sie zahlen nämlich meist pro Anruf, und nicht pro Problem, und unabhängig davon ob ihr Problem gelöst wurde.

Natürlich will der Hersteller an ihnen nicht nur einmal Geld verdienen, sondern bringt in mehr oder minder regelmäßigen Abständen neuere Versionen seines System heraus, die er ihnen verkaufen will. Davon werden Sie bestimmt erfahren, denn die üblichen Werbekampagnen sind kaum zu übersehen.

Haben Sie eine WAN-Verbindung dann kommt ein weiterer wichtiger Kostenfaktor hinzu. Die

Kosten der Kommunikation

Dazu zählen ihre Telefon bzw. Standleitungskosten an den Telekommunikationsdiensteanbieter, und die Kosten die ihnen ihr ISP pro Megabyte Daten und Minute Onlinezeit verrechnet.

Dieser Kostenfaktor erscheint auf den ersten Blick vielleicht vernachlässigbar, aber wenn Sie erst einmal WAN-Verbindungen in der Größenordung von 900-1000 Fernverbindungen pro Tag haben, dann können Sie sich auch auf eine Telefonrechnung von mehreren zehntausend Euro freuen.

Haben Sie nun Hardware, Software, Kommunikation und die Wartung derselben einkalkuliert, dann sind Sie noch lange nicht am Ende. Sie haben jetzt ein neues Netzwerk und damit auch

Einarbeitungskosten für Verwalter und Benutzer

Ihr Systemverwalter muss die Grundprinzipien des Systems kennen lernen, um herauszufinden, wie er das Netzwerksystem dazu bringt durch die von ihnen aufgestellten Reifen zu springen.

Fragen die sich hier stellen sind z.B.: Wie richtet man Benutzer ein und sorgt dafür, das sie wirklich nur Zugriff auf die notwendigen Ressourcen haben? Wie sichert man das System gegen Übergriffe ab? Wie sorgt man dafür das ein Ausfall von Teilkomponenten den Arbeitsablauf nicht unterbricht. Wie stellt  man bestimmten Benutzergruppen bestimmte Ressourcen zur Verfügung? Wie sorgt man für eine vernünftige Netzperformance? Was für eine Backupstrategie ist ratsam?

Haben Sie ein neues System, mit dem der Systemverwalter nicht vertraut ist, dann ist er in der Einarbeitungsphase zum Einen für nichts anderes mehr einsetzbar und zum Anderen wahrscheinlich ziemlich gereizt.

Als wäre das nicht genug müssen auch ihre Benutzer einige Dinge lernen, wie etwa: Wie kann ich auf den Netzwerkdrucker drucken, und auf welchen überhaupt? Warum werden Daten die ich lokal auf meinem Arbeitsrechner speichere nicht auf Band gesichert? Wie benutzt man eigentlich dieses Mail-System und warum ist der Systemverwalter so böse auf mich, nur weil ich ein 80 Megabytes großes Word-Dokument an 125 Empfänger verschickt habe?

Haben Sie das erfolgreich hinter sich gebracht, kommt ein weiterer laufender Kostenfaktor auf Sie zu.  Der

Verwaltungsaufwand

Ein Computernetzwerk muss verwaltet werden. Benutzerrechte sind zu spezifizieren, Ressourcen sind einzurichten und Kommunikationswege im Netz sind festzulegen. Neue Ressourcen sind in das Netzwerk zu integrieren und Software muss auf die Clients verteilt werden. Das kostet Zeit, Nerven  und  Geld.

Wie viel Geld, das hängt von mehreren Faktoren ab, aber allgemein kann man sagen, das die Verwaltung homogener Netze  einfacher und damit kostengünstiger ist, als die Verwaltung heterogener Netze.