Die Zukunft des Internet

Über neue Kommunikationsverhältnisse und eine gewandelte Gesellschaft


Jeder, der sich die schnelle Entwicklung des Personal Computers bis heute vor Augen führt, kann sich vorstellen, wie schwierig es ist, Prognosen über die Zukunft des Internet zu machen.
Auf technischer Seite kann man davon ausgehen, dass die Fähigkeiten des Internet weiter zunehmen werden, vor allem im sogenannten Multimedia-Bereich.
Ebenso wird die Zahl der Teilnehmer täglich wachsen und neue Probleme wie auch neue Chancen eröffnen.
Ein weiterer Trend entwickelt sich in Richtung Forschungs- und Schulungsnetzwerk.
Der Trend der Teilnehmer geht heute mehr zum Einzelanwender, denn es war nie so einfach wie heute, Teilnehmer im Internet zu werden. Damit nimmt auch die Zahl der kommerziellen Anwender stark zu. Genau gesagt gehen 9 von 10 neuen Anschlüssen an kommerzielle Standorte. Eine Reihe grosser Firmen verwenden das Internet für die gemeinsame Forschung und natürlich für die Übermittlung elektronischer Post.



Anthropologen deuteten die Techniken des Menschen schon immer als Ausweitungen seiner Sinne und Körperfunktionen.
Mit dem Internet und anderen neuen Techniken (Stichwort: Interaktivität) verschmelzen die Funktionen Fernmelden und Rechnen zu einer neuen Einheit, einer Art riesigen Kommunikationsmaschine.
Das Internet hat keine zentrale Kommandostelle, keinen "master switch" zum Ausschalten und so ist rein technisch Zensur schwierig. Ein militärisches Kalkül hat in die Nähe zur Anarchie geführt.


Das Internet lässt die Konturen der Weltkommunikation klar erkennen: Netzwerke von Netzwerken bilden die Infrastruktur eines virtuellen Raumes, in dem wir souverän zu steuern lernen müssen.
Das müssen wir lernen, um nicht in einer Sintflut von Daten zu versinken, wie sie unsere Informationsgesellschaft auch ohne Internet in einer übergrossen Zahl bereitstellt, - damit den Einzelnen oft bedrängt.
Es gibt heute ein Uebermass des Wichtigen, das uns gerade deswegen nicht mehr wichtig ist. Die Datenflut macht Aufmerksamkeit zur knappen Ressource. Doch Informationen helfen erst dann weiter, wenn sie gefiltert und strukturiert wurden.
So fühlen sich viele Menschen nicht als Spinne im Netzwerk, sondern als deren Opfer.
Vorausgesetzt, man kann sich von der technikfeindlichen Romantik distanzieren, ist es keine realistische Option, aus der Medienevolution auszusteigen.

Das Gespenst der Technokratie lässt sich nicht durch Medien-Askese, sondern nur durch Medienkompetenz bannen. Denn Technokratie droht immer dort, wo die technische Phantasie fehlt.

Der technische Standard der Netzwerke erzwingt tiefgreifende Veränderungen in Entscheidungsprozessen z.B. der Wirtschaftsunternehmen: Hierarchie ist der Gegensatz von Kommunikation. Software ist in der Lage, bestehende Organisationsstrukturen zu sprengen. Der Befehlsfluss verläuft nicht mehr von der Spitze zur Basis, sondern in kleinen Schleifen. Und so wie Netzwerke kleiner Rechner die Dinosaurier der Mainframes zum Aussterben bringen, so wird eine Modularisierung der Betriebe in Zukunft einen neuen Organisationsstil fordern.
Schon heute gibt es, etwa bei der Organisation der Fußballweltmeisterschaft in den USA, virtuelle Unternehmen, die überhaupt nur projektgebunden im Datennetz existieren. Ist das Projekt abgeschlossen, löst sich das Unternehmen in voneinander vollkommen unabhängige Module auf.
Ein Beispiel: Beim Bau des Advanced Tactical Fighters der Air Force müssen mehr als 6000 Firmen zusammenarbeiten. Kein Menschenhirn kann sich einen so komplexen Planungs- und Produktionsvorgang vorstellen. Nur Computer sind in der Lage, diesen Zusammenhang zu errechnen. Wenn also eine unüberschaubare Vielzahl von Firmen an einem Projekt arbeitet, müssen Kommunikations- und Fertigungsprozesse koordiniert werden, die an unterschiedlichen Orten zu unterschiedlichen Zeiten stattfinden.

Die grosse Gestaltungsaufgabe der Zukunft ist die Lösung eines Komplexizitätsproblems ersten Ranges: das Design der Medien und Netze.


Die Zukunft des Internet 2

Dieses Buch wendet sich an Software-Entwickler, die sich bereits mit Netzwerk-Technologien und dem Internet auskennen. Es kann deshalb an dieser Stelle auf die Geschichte des 'Netzwerks der Netzwerke' verzichtet werden. Hier wird nur auf Themen eingegangen , die für die Entwicklung von Programmen mit Java von Bedeutung sind. Diese Themen beziehen sich hauptsächlich auf zwei Aspekte

*  Java im Netzwerk

*  das Potential von Java für Softwareentwickler

Diese beiden Gesichtspunkte müssen im Zusammenhang gesehen werden, weil Java ein Kind des Internet ist und andererseits dieser gigantische Verbund von Computern durch Java grundlegend verändert werden wird. Die folgenden Ausführungen werden verdeutlichen, daß diese Aussage keine Übertreibung ist.

Im Jahr 1995 ist das Internet erstmals auch ins Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit gerückt und ist nicht länger nur den Computerfreaks vorbehalten. Ursache für diesen Trend ist die wachsende Zahl von Nutzern des Internet, sowohl als Konsumenten als auch als Anbieter von Informationen und Dienstleistungen. Die technischen Voraussetzungen für diese sprunghafte Entwicklung, besonders das 'World Wide Web', sind hinlänglich bekannt. Der Präsident der Internet Society, Vinton Cerf, prognostiziert für das Jahr 2000 300 Millionen Menschen, die Zugang zum Internet haben und es für alle vorstellbaren Bereiche nutzen werden

Die wachsende Internet-Gemeinde wird sich auch in ihrer sozialen Struktur verändern. Begann das Internet als militärische Einrichtung, um sich als Austausch-Medium für Hochschulen und wissenschaftliche Institute zu etablieren, wird es zunehmend für kommerzielle und private Zwecke genutzt . Immer mehr Firmen setzten es als Instrument für das Marketing ihrer Produkte ein, seien es Autoverkäufer, Pizza-Lieferanten oder Reisebüros. Anhand der Buchung einer Reise wird später erläutert, wie Java das Spektrum heutiger WWW-Angebote erweitert. Weil das Internet so vielen Leuten offen steht, können gerade kleine Firmen mit wenig Aufwand ein großes Zielpublikum erreichen. Gleichzeitig steht es nicht nur allein für das Marketing zur Verfügung, sondern auch für den Vertrieb.

Eine wesentliche Bedingung hierfür ist, über das Internet Geld transferieren zu können. Sind die technischen Fragen, die vor allem die Sicherheit des Zahlungsverkehrs betreffen, geklärt, wird der Marktplatz 'Internet' explosionsartig wachsen und die bisherige Entwicklung weit in den Schatten stellen. Dabei bietet dieses weltweite Netzwerk nicht nur Raum für globale Konzerne mit großer Marktmacht. Gerade kleine Firmen, die nur kleine Marktnischen bedienen, finden im Internet ein ideales Medium, mit einem großen Kundenkreis in Verbindung zu treten und ihre Produkte abzusetzen. Dies ist allerdings nur die eine Seite der Medaille. Gleichzeitig wird die Konkurrenz wachsen, die ebenfalls auf das Internet als Vertrieb- und Marketing-Instrument setzt. Für die Kunden bedeutet das ein wachsendes Angebot, bei dem schnell die Preise verglichen werden können. Ob dies letztlich zu einer höheren Transparenz führen wird, läßt sich noch nicht vorhersagen. Schließlich stellt sich angesichts der Informationsfülle häufig das Gefühl der Orientierungslosigkeit und Desinformation ein.

So wie das World Wide Web den Schub Mitte der 90er Jahre bewirkte, kann Java eine weitere Revolution des Internet-Angebots bewirken. Wieso Java diese Rolle übernehmen kann und mit großer Wahrscheinlichkeit auch übernehmen wird, soll die sich anschließende überblicksartige Darstellung verdeutlichen.

 

 

Das Internet und die Entwicklung von Java

Noch bevor der große Boom des Internet begann, erkannte Bill Joy, einer der Firmengründer von Sun Microsystems, daß die vorherrschende Programmstruktur mit immer größeren Software-Paketen, bestehend aus Tausenden von Zeilen im Quellcode, ein Umdenken in der Entwicklung von Programmen erfordert. Die Pflege bestehender Applikationen, verbunden mit einer Aufblähung implementierter Funktionen, führt seiner Ansicht nach in eine Sackgasse. Hochsprachen wie C++, in den 80er Jahren noch bahnbrechende Weiterentwicklungen, bekommen den Charakter verkrusteter Strukturen, die die Anforderungen vergangener Zeiten widerspiegeln. Der Siegeszug von Client-Server-Strukturen, eingebunden in Wide Area Networks, fordert ein Umdenken der Programmierer

Aus dieser Einsicht heraus suchte Bill Joy einen Programmierer, der in der Lage war ein neues Programmierkonzept zu entwickeln. Er fand ihn in James Gosling, dessen Gedanken schon in eine ähnliche Richtung tendierten. Gosling, ebenfalls bei Sun Microsystems tätig, störte schon lange der Aufwand, der in der Software-Industrie getrieben werden mußte, um ein neues Produkt auf den Markt bringen zu können. Er suchte nach einem Konzept, auf dem Markt des Massenanwenders kleine, kompakte Programme mit wenigen tausend Zeilen Quellcode zu verkaufen. Damit sollte, so die Absicht Goslings, die Spirale aus Programm-Umfang und wachsenden Hardware-Anforderungen durchbrochen werden. Um in Echtzeit Animationen abzuspielen, Bilder zubetrachten oder E-Mails verschicken zu können, ohne teure Rechner mit großen Arbeitsspeicher voraussetzen zu müssen, wollte er 'handhelt devices' einsetzen. Sie sollen nicht nur auf Personal Computer laufen, sondern auch neue Medien wie interaktives Fernsehen ermöglichen. Ähnlich wie Joy stellte Gosling fest, daß schon existierende Programmiersprachen, nicht einmal C++, dieser Aufgabe gerecht werden können.

Dies war der unmittelbare Anstoß, eine neue Programmiersprache zu entwickeln, die die bestehenden Einschränkungen überwindet. Für die Weiterentwicklung benutzte Gosling C++, auf dessen Struktur und Verbreitungsgrad sich aufbauen ließ. Notwendig war es jedoch eine Unabhängigkeit der Programmiersprache in Bezug auf die Plattform, auf der die Software ausgeführt wird zu erreichen..Besonders in Märkten wie dem interaktiven Fernsehen, muß mit sich ständig verändernder Hardware gerechnet werden. Die Kostenstruktur dieser Geräte und dieses Marktes zwingt einen dazu auf kleinste Veränderungen im Chip-Preis zu reagiern. An ein Reengineering der Software ist da, aus Kostengesichtspunkten kaum noch zu denken. Die logische Konsequenz war, daß diese Sprache in heterogenen Netzwerken eingesetzt werden kann, in denen verschiedene CPU-Typen und Betriebssysteme integriert sind. Das Ergebnis nannte Sun Microsystems Java.

Als 1994 das World Wide Web den Boom des Internet auslöste, realisierte die Gruppe von Programmieren die mittlerweile an Java arbeiteten, daß diese Sprache geradezu ideal geeignet ist für das World Wide Web. Um diese Behauptung zu beweisen wurde im Herbst 1994 von PatrickNaughton und Jonathan Payne, ebenfalls Mitarbeiter von Sun Microsystems, der erste Java interpretierende WWW - Browser mit dem Namen 'WebRunner' vorgestellt, der dann kurze Zeit später nach Java portiert und in 'HotJava' umbenannt wurde. Somit erblickte im Herbst 1994 der erste vollständig auf Java basierende WWW - Browser das Licht der EDV- Welt.

Zwischenzeitlich wurde jedoch nicht nur an einem Java basierenden Browser gearbeitet, sondern auch an einem auf Java aufbauenden Compiler. Während der 'WebRunner' noch auf einem C++ basierenden Compiler compiliert wurde, arbeiteten alle nachfolgenden Versionen schon auf einem Java - Compiler. Sie erregten in interessierten Kreisen bereits viel Aufmerksamkeit, weil sie einen Eindruck davon vermittelten, welche neuen Horizonte mit Java erschlossen werden können. Die ersten Versionen wurden von Sun Microsystems der Öffentlichkeit als Public Domain-Software unentgeltlich zur Verfügung gestellt.

Eine komplette Entwicklungsumgebung wurde im Frühjahr 1996 veröffentlicht, mit der die Entwickler von Java-Applikationen nun experimentieren können. Sie ist auf der CD für die Betriebssysteme Solaris (X86/SPARC), Windows 96/NT sowie MAC OS 7.5 zu finden.

 

 

Die wichtigsten Eigenschaften von Java

Im folgenden sollen die wichtigsten Punkte heraus gegriffen werden, die Java zu dem Erfolg verholfen haben, der bereits heute ersichtlich ist. Eine eingehender Betrachtung dieser fünf Punkte erfolgt im Buch an späterer Stelle. Diese markanten Eigenschaften sind:

*  Objektorientierung

*  Multithreading

*  Robustheit

*  Portabilität

*  Sicherheit

Die erste Eigenschaften ist bereits aus C++ bekannt. Darin wird die Verwandtschaft deutlich, die Java mit dieser Sprache hat. Java geht jedoch über die Fähigkeiten hinaus, die schon bekannt sind, und erreicht so eine bisher unbekannte Flexibilität und Kompaktheit, die gleichzeitig ein Höchstmaß an Sicherheit bietet.

 


Objektorientierung

Objektorientierung bedeutet Programmierung von Objekten, die in Klassen zusammengefaßt werden. Eine Klasse umfaßt Objekte mit gleichen Eigenschaften. Auf diese Objekte werden Methoden angewandt, die mit den Variablen und Funktionen arbeiten, die in der Definition der Klasse eingeführt werden. Die Eigenschaften können auf weitere Klassen vererbt werden und um zusätzliche erweitert werden.

Die Erweiterung, die Java bietet, liegt in der dynamischen Behandlung von Klassen und Applikationen. Sie können während ihrer Abarbeitung um weitere Klassen oder Applikationen ergänzt werden. Während der Laufzeit von Applikation kann sich ihr Verhalten ändern, eine klare Abkehr vom Konzept der monolithisch auf einer Festplatte gespeicherten Programme, die erst komplett in den Arbeitsspeicher geladen werden müssen, um arbeitsfähig zu werden. Beispiel für eine Erweiterung ist ein Editor, der an einer bestimmten Stelle um die Serienbrieffunktion erweitert werden soll. Bis heute sind Textverarbeitungsprogramme so gestrickt, daß alle Funktionen beim Programmstart mitgeladen werden und den Arbeitsspeicher mit vielen, oft gar nicht benötigten Features belegen. Unter Java werden Funktionen erst dann in den Arbeitsspeicher geladen, wenn der Benutzer die Option auswählt.

 

 

Multithreading

Unter Java werden Programme so interpretiert, daß sie in verschiedene Threads aufgeteilt sind. Diese Threads werden vom Betriebssystem ausgeführt. Ein Beispiel für ein Thread ist die virtuelle Maschine, in der die CPU für Java-Programme emuliert wird. Das bedeutet, Java-Programme setzen voraus, in einer echten Multitasking-Umgebung gestartet zu werden. Vorteile dieses Verfahrens ist ein verbessertes Antwortverhalten auf Eingabegeräte wie die Tastatur oder die Maus. Ebenso kann das Echtzeitverhalten von Programmen spürbar beeinflußt werden, wenn auch an dieser Stelle die Leistungsfähigkeit des eingesetzten Betriebssystems noch eine entscheidende Rolle spielt.

 


Robustheit

Es wurde schon angesprochen, wie wichtig den Entwicklern von Java war, ihre Programmiersprache unabhängig von Hardware-Plattformen zu machen. Das stellt hohe Anforderungen an die Fehlertoleranz und Robustheit, mit der in Java geschriebene Programme laufen müssen. Deshalb wurde Java so geschrieben, daß mögliche Fehlerquellen beim späteren Ausführen der Programme schon vorher erkannt werden. Dieser Schritt setzt schon während des Kompilier-Vorgangs ein, so daß die Syntax des Quellcodes entsprechend modifiziert werden kann. Eine weitere Sicherheitsbarriere ist der Zwang, Funktionen und Variablen einer Klasse explizit definieren zu müssen. Die Fehlerquelle der impliziten Deklaration wird so ausgeschaltet.

Auch die Probleme, die sich aus der Arbeit mit verschiedenen Programmversionen ergeben, werden durch Java ausgeschaltet. Schon beim Linken des Quellcodes werden auftauchende Gefahrenherde berücksichtigt und beim Erstellen eines lauffähigen Programms ausgeschaltet.

Eine weitere Quelle, die viele Programmierer schon schlaflose Nächte gekostet hat, ist die Zeigerverwaltung von C und C++. Verkettete Listen oder Zeiger im herkömmlichen Sinne von C/C++ gehören unter Java der Vergangenheit an.

 


Portabilität

In der Portabilität von Programmen setzt Java neue Maßstäbe, die bisher von keiner anderen Programmiersprache erreicht werden. C und C++ sind zwar für viele Hardware- Plattformen verfügbar. Dennoch erfordert die Übertragung des Programms auf andere Plattformen eine spezifische Anpassung und eine neue Kompilierung. Java hingegen wird von einem Interpreter kompiliert, der die Programme für eine virtuelle Maschine vorbereitet, die nur im Arbeitsspeicher des lokalen Computers existiert. Für die schon vorhandenen Rechnerarchitekturen werden sie jeweils so gestaltet, daß Java-Programme immer eine gleiche Arbeitsumgebung vorfinden. Sie ist also die Schnittstelle zwischen der Hardware und der Software, die unter Java geschrieben ist. Damit entfällt der Zwang, bei der Entwicklung von Programmen auf die CPU-Struktur und das eingesetzte Betriebssystem Rücksicht nehmen zu müssen. Das bedeutet eine immense Arbeitserleichterung für Programmierer, die Applikationen für unterschiedliche Systeme entwerfen müssen.

 

 

Sicherheit

Die Domäne von Java-Programmen werden Netzwerke sein: Client- Server-Architekturen, WAN-Netze und das Internet, das Netz der Netze. Dieses Einsatzgebiet hat die Funktionalität von Java besonders stark beeinflußt. Der intensive Austausch zwischen Computern stellt jedoch besondere Anforderungen an die Sicherheit. Netzwerke müssen gegen unbefugte Manipulationen von außen und von innen geschützt werden. Nur autorisierte Personen dürfen Dateien oder Verzeichnisstrukturen verändern. Um dieses Ziel zu erreichen, werden unter Java drei Verfahren angewendet:

*  Kontrolle von Dateien und der Dateisysteme

*  Speicherüberprüfung während der Laufzeit von Programmen

*  Überprüfung der ID von Byte Codes

Das erste Verfahren setzt bereits beim Kompilieren ein. Der Code, der generiert wird, ist mit Kontrollbytes versehen. Anhand dieser Markierungen kann der Byte Code anhand seiner ID laufend überprüft werden und auf Fehler oder unbefugte Manipulationen getestet werden. Ist der Code einmal übersetzt, können sich Viren nicht mehr ohne weiteres in ihm einnisten und sich so verbreiten. Dieser effektive Virenschutz macht Java zum sichersten System, das zur Zeit verfügbar ist.

 

 

Java und das Internet

Die besonderen Eigenschaften von Java erklären sich aus zwei Entwicklungssträngen, die bereits beide angeklungen sind. Zum einen stoßen Programme, die in den gängigen Programmiersprachen geschrieben werden, an ihre Grenzen, die besonders durch die Organisation bei der Entwicklung neuer Programmpakete und den wachsenden Ressourcenhunger gezogen werden. Zum anderen weist das Internet auf einen Paradigmenwechsel beim Einsatz von Computern hin: weg von lokalen Informationsverarbeitungsmaschinen hin zu Terminals, die das Tor zur globalen Informationsgesellschaft öffnen.

Ein Vorteil von Java ist die Unterstützung des heute gebräuchlichen HTML-Formats. Die darauf beruhenden Leistungen, die schon im Internet angeboten werden, können also weiter genutzt werden und sogar um die Möglichkeiten, die Java bietet, erweitert und ausgebaut werden. Bis heute besteht das Surfen im World Wide Web darin, Seiten aufzurufen und sich über die eingebauten Links im Netz zu bewegen. Der Surfer kann zwar seinen Weg selbst bestimmen, aber das Angebot nur passiv anschauen. Mit Java hingegen wird das World Wide Web interaktiv.

 

 

Applets und ihre Anwendungsbereiche

Die Programme, die von Java generiert werden, sind so klein, daß sie schnell über das Netz abrufbar sind. Die Datenübertragungsraten sind im Jahr 1996 bei der Übermittlung von Graphiken und multimedialen Informationen noch sehr unbefriedigend. Java-Applikationen umfassen schon heute weniger Byte als viele der heute angebotenen Internet-Anwendungen, so daß sie schnell über das Internet übertragen werden können. Zudem ist es abzusehen, daß in den nächsten Jahren große Anstrengungen unternommen werden, die Daten-Feldwege zu wirklichen Highways auszubauen. Java-Applikationen werden sich wegen ihrer Kompaktheit sehr schnell über das Internet abrufen lassen, von anderen Netzen ganz zu schweigen.

Die Links im World Wide Web der Zukunft werden also nicht mehr allein auf andere Seiten verweisen, sondern auf Programme, mit denen der Anwender sofort arbeiten kann. Ein Beispiel wäre die Web-Seite eines lokalen Autohändlers, auf der seine Modelle kurz vorgestellt werden. Interessiert sich ein Kunde näher für einen Wagen, kann er auf dieser Seite Programme abrufen, die ihm direkt einen Termin für die Probefahrt vermitteln und ein Angebot errechnen. Die einzelnen Tasks werden von Modulen gelöst, die im Moment der Kundennachfrage aktiv werden. Sollte der Kunde beispielsweise sich schnell entscheiden, kann er eine weitere Applikation abrufen, auf der die Details der Bestellung geklärt werden. Der entscheidende Unterschied zur heutigen Programm-Architektur ist, daß die Funktionen erst im Moment der Nachfrage über das Netz geladen werden und den Arbeitsspeicher nicht von vornherein mit einem Wust von Funktionen belegen, der oft genug nur Ballast ist.

Ein Paradebeispiel für mögliche Einsatzgebiete von Java- Applikationen sind intelligente Agenten , Programme, die Aufgaben in bestimmten Grenzen selbständig lösen können. Mit ihnen könnte einem Mangel des Internet, seiner Unübersichtlichkeit, abgeholfen werden. Für einen unerfahrenen Benutzer ist es heute sehr schwierig, eine spezielle Information in ihm ausfindig zu machen. Ein intelligenter Agent könnte seine Anfrage aufnehmen und das Internet nach der gewünschten Information absuchen, um dem Benutzer das Ergebnis einige Stunden später auf dem lokalen Rechner zu präsentieren.

Auch dieses Beispiel macht deutlich, welche neuen Maßstäbe Java für die Flexibilität von Internet-Anwendungen setzen wird. Weil die Programme nicht mehr auf der lokalen Festplatte gespeichert sein müssen, sondern jederzeit über das Netz abgerufen werden können, steht dem Anwender immer die neueste Programmversion zur Verfügung.

Trotz aller Euphorie dürfen nicht die Bedingungen vergessen werden, die durch den Einsatz von Java-Anwendungen an das Internet gestellt werden:

*  schneller Zugriff auf das Internet oder entsprechende private Netze

*  hohe Bandbreite der Übertragungswege

*  einheitliche Standards im Zahlungsverkehr

*  hohe Datensicherheit

*  einheitliche Schnittstellen für Software

*  geringe Netzgebühren

Über die Umsetzung dieser Bedingungen wird heute schon von Hardware- Produzenten, Software-Firmen und auch den politische Verantwortlichen diskutiert. Trotz aller Schwierigkeiten im Detail werden sie jedoch in den nächsten Jahren wahrscheinlich erfüllt werden können.

 

 

Eine Beispiel-Applikation: Virtuelles Reisebüro

Die bisherige Beschreibung der Leistungsfähigkeit von Java- Applikationen ist noch recht abstrakt geblieben. Um eine konkrete Vorstellung zu vermitteln, wird nun eine konkrete Demonstration von Web-Seiten mit eingebauten Java-Applets beschrieben. Diese Demo-Version ist von Sun Microsystems entworfen worden und kann als CD bei Sun Microsystems München (Grasbrunn) angefordert werden.

Wir nehmen jetzt die Rolle eines Reisenden ein, der einen Flug von San Francisco nach New York buchen möchte. Die Eingangsszenerie ist eine virtuelle Stadt, Java City. Wir betreten den Marktplatz dieser Stadt, an dem das Reisebüro liegt.

Blick auf den virtuellen Marktplatz in Java City

Durch ein mitgeladenes Applet wird Leben angedeutet: Der Springbrunnen plätschert munter, eine Wolke zieht vorbei und wir freuen uns auf die Reise. Die Bewegung durch das Bild auf dem Monitor ist hinlänglich aus Adventure-Spielen bekannt: Wir klicken mit der Maus auf unser Ziel, öffnen so die Tür zum Reisebüro und treten ein. Nun wird die Innenansicht des Geschäfts geladen: der Schreibtisch eines Mitarbeiters und ein Katalogständer. Die ausgelegten Kataloge sind ideale Links für Präsentationen, mit denen für Urlaubsregionen geworben wird. Doch anders als gedruckte Kataloge können digitale Videos, Animationen oder gesprochene Texte die Werbewirksamkeit erhöhen. Weil wir aber schon wissen, was wir buchen wollen, beachten wir die zahlreichen Werbeflächen nicht und lassen uns die Landkarte der USA auf den Bildschirm ausgeben. Hier markieren wir die Flugroute.

Reiseplanung leicht gemacht

Das nächste Applet, das im Anschluß geladen wird, fragt unsere Reisedaten ab. Mit diesen Angaben über Route und Datum erstellt uns ein weiteres Applet eine Liste von Angeboten verschiedener Fluggesellschaften. Als kostenbewußte Konsumenten entscheiden wir uns für die billigste Linie. Steht der Flug fest, können wir gleich den Sitzplatz reservieren: ein Fensterplatz im Nichtraucher-Abteil.

Selbstbedienung bei der Platzreservierung

Wir klicken einfach mit der Maus auf den Sitz im Aufriß, der uns genehm ist. Das im Hintergrund wirksame Applet wickelt nun die Buchung mit der Fluggesellschaft ab und leitet die Rechnungsabwicklung ein. Nur ein bis zwei Tage später liegen die Tickets in unserem Briefkasten. Wir leben in einer Marktwirtschaft, in der große Budgets für Reklame ausgegeben werden. So wird uns unaufgefordert durch ein weiteres Applet Werbung für Freizeitangebote in New York präsentiert. Als gewiefte Zapper können wir sofort unterbrechen oder uns anregen lassen, wie wir den Abend gestalten.

Dieses Beispiel gibt uns einen ersten Eindruck, wie aus dem Internet ein interaktives Medium im Wortsinn werden kann. Interaktiv heißt eigene Einflußnahme, aber auch unvorhergesehene Ereignisse, auf die wir reagieren müssen. Der Kreativität von Programmieren, Anbietern von Dienstleistungen oder Konsumenten scheinen dabei keine Grenzen gesetzt zu sein. Ein weiterer Effekt wird sein, daß das Internet endgültig über den Kreis von erfahrenen Computer- Anwendern hinaus zu einem Medium werden wird, das unseren Alltag und unsere Kommunikationsformen entscheidend prägt.